„König Kunde“ einer Kommune freut sich über Werbeartikel

Düsseldorf. Im ersten Moment klingt es überraschend: Mischkonzerne mit etwa 30.000 Mitarbeitern, die rund 100 verschiedene Branchensegmente abdecken und mehr als eine Million Kunden täglich bedienen, gibt es in Deutschland dutzendfach. Gemeint sind aber nicht Chemie-Giganten, Versicherungs-Unternehmen oder Bankhäuser, sondern Städte.

Im Zuge knapper werdender Haushaltskassen oder schon leergefegter Stadtsäckel buhlen Stadtoberhäupter bei der Ansiedlung von Gewerbe oder von Neubürgern nicht mit Fernsehspots oder Plakaten, sondern zunehmend mit Werbeartikeln. Die sind kostengünstig und gelten als „Sympathieträger“ und „Türöffner“ bei Kontaktgesprächen. Aktuell rührt Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma in Peking die Werbetrommel für die Domstadt als europäischem Wirtschafts- und Messestandort für den Weltmarkt. Mit einer Gruppe von Vertretern aus der heimischen Wirtschaft, der Messe, der IHK sowie der zuständigen Stadtdezernate überreicht der OB den 200 chinesischen Unternehmervertretern neben Exposés zur rheinischen Wirtschaftskraft auch Werbeartikel, auf denen der Kölner Dom abgebildet ist.

„Es ist anzunehmen“, so Hans-Joachim Evers, Vorsitzender des Gesamtverbandes der Werbeartikel-Wirtschaft (GWW), „dass sich die Asiaten nicht an alles erinnern, was während des Köln-Besuches berichtet wurde, aber der Werbeartikel, der steht noch lange auf ihrem Schreibtisch.“

Insgesamt überlegen die Stadtverwaltungen zunehmend, wie sie die Identität ihrer Kommune mit einem originellen oder nützlichen Werbeartikel darstellen können. Beispiel „Ruhrgebiet / Stadt Gelsenkirchen“. Wer einen Werbeartikel aus Kohle erwartet, oder bei der Farbgebung zwangsläufig auf blau/weiß tippt, liegt völlig daneben. Im Hinblick auf die Ansiedlung von Firmen in der Solartechnik besteht ein Sortiment aus Artikeln, die alle solarbetrieben sind: Dazu zählen kleine Modellflugzeuge, die an einem Holzgestell befestigt sind und sich um die eigene Achse drehen, Windräder, Karussells oder Miniautos, die kurze Strecken zurücklegen können. „Bei den Kommunen“, so Hans-Joachim Evers, „schlagen ja zwei Herzen in einer Brust: Auf der einen Seite gibt es die Touristikläden, in denen man Artikel als Souvenir verkauft und auf der anderen Seite werden die selben Artikel bei Promotiontouren überreicht, also als Werbeartikel eingesetzt. Wenn es dann um eine Beteiligung bei Messen geht, die die Stadtentwicklung im Focus haben (MIPEM/Cannes), dann sind Werbeartikel als Streuartikel unerlässlich. Dann kommen Pins oder Autoaufkleber ins Spiel“.

Beispiel „Rheinland/Düsseldorf“. In der Landeshauptstadt ist der „Radschläger“ über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Auf der Nobeleinkaufsstraße „Königsallee“ sind viele überdimensionale Radschläger ins Straßenbild integriert. Wenn Düsseldorfs Oberbürgermeister Joachim Erwin bei Auslandsbesuchen über die Vorzüge „seiner“ Stadt spricht, dann ist als Miniaturmodell auch schon mal ein Radschläger dabei; oder das Stadtsymbol ist auf Tellern oder Tassen zu sehen. Ähnlich verhält sich die Nachbarstadt Neuss. „Hier geht es aber mehr darum, die Internetadresse der Stadt (www.neuss.de) bekannt zu machen“, erklärt Hans-Joachim Evers. Auf Regenschirmen, Kappen, Gläsern, Sammeltellern, Verpackungen von Süßigkeiten, Bleistiften oder Kugelschreiben wird für die Römerstadt geworben. Die ganze Stadt auf einen Blick bietet zudem eine Krawatte, auf der Sehenswürdigkeiten von Neuss – vom Stadttor, über das Quirinius-Münster bis hin zum Hafen und einiger Museen – abgebildet sind. Als Tuch- und Modestadt bekannt, ist auch Krefeld gelegentlich mit Einsteck- oder Schultertüchern sowie Krawatten stadt-aktiv.

„Es könnte in deutschen Rathäusern aber viel mehr passieren“, appelliert Hans-Joachim Evers. „Das Stadtmarketing könnte öfter nachdenken, ob es nicht häufiger Werbeartikel in ihre strategischen Überlegungen mit einbezieht. Entweder profitiert die Kommune von einer Symbolfigur oder einer dominierenden Wirtschaft. Der „Löwe“ in Leipzig ist nur ein Beispiel. Wir alle kennen eine Autostadt, eine Domstadt, eine Messestadt oder eine Weinstadt. Hier eröffnen sich gewaltige Potenziale für die Kommunen. Es wäre gut, wenn es zu Gesprächen zwischen der Werbeartikel-Wirtschaft und den Stadtoberhäuptern kommen würde. Wir stehen jederzeit fachkundig zur Verfügung.“

GWW e. V.
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